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Sexualtherapie
Sexuelles Erleben und Verhalten ist äußerst komplex. Zur Einschätzung und Klassifizierung einer Sexualstörung ist eine genaue Kenntnis des Störungsbildes erforderlich. Dies schließt nicht nur die aktuelle Situation ein, sondern auch vorausgegangene Ereignisse, die die Sexualität beeinflusst haben könnten. Daher ist für ein besseres Verständnis der Störung eine ausführliche Erhebung der „Krankengeschichte“  (Sexualanamnese) unverzichtbar.
Ziel ist zunächst die Klärung konfliktauslösender Umstände. Dabei stellt die Transparenz für eine Problemsituation eine entscheidende Größe dar.
 
Da es vielen Menschen schwer fällt, über ihre Sexualität zu sprechen, bietet die Sprechstunde ausreichend Zeit und den notwendigen Schutz der Intimsphäre, um ins Gespräch zu kommen und eventuell weitere diagnostische Maßnahmen einzuleiten. Eine urologische bzw. gynäkologische Untersuchung sollte in der Regel erfolgt sein. Ist dies nicht der Fall, muss diese durchgeführt werden. Ebenso kann es notwendig sein, dass andere Fachrichtungen z. B. Neurologie, Innere Medizin etc. konsultiert werden müssen.
 
In der Beratung geht es vornehmlich um Aufklärung, Informationsvermittlung, Veränderung von Perspektiven und Lösungsansätzen in einer für den Einzelnen oder das Paar bestehenden Krisensituation.
 
Voraussetzung für die Aufnahme einer Sexualtherapie des Paares ist, dass beide Partner den Wunsch nach Erweiterung ihrer partnerschaftlichen und sexuellen Beziehungszufriedenheit teilen und mit einbringen.
 
Die Symptombehandlung ist somit nicht alleiniges Ziel. Eine sexuelle Funktionsstörung kann den betroffenen Menschen und seinen Partner oder seine Partnerin auf gleiche Art und Weise belasten. Für den Leidendruck durch Selbstzweifel, Versagens- und Ablehnungs-Ängste, Leistungsdruck und Verunsicherung innerhalb der partnerschaftlichen Beziehung ist es gleichgültig, ob eine sexuelle Funktionsstörung aus rein körperlichen, körperlichen und seelischen oder rein seelischen Ursachen auftritt. Die Frage nach der Entstehung und Aufrechterhaltung sexueller Funktionsstörungen ist nicht mit den theoretischen "entweder-oder"-Kategorien erklärbar, sondern setzt prinzipiell ein ganzheitliches Verständnis von "Körper-und-Seele" als untrennbarer Einheit voraus.
Störungen der sexuellen Funktionen und deren Aufrechterhaltung sind immer sowohl mit organischen (körperlichen) als auch psychischen und sozialen Aspekten verbunden, Körper und Seele sind untrennbar miteinander vereint und greifen auf jeder Funktionsebene unmittelbar ineinander. Sie lassen sich nicht getrennt voneinander verstehen und beschreiben und genau deswegen auch nicht getrennt voneinander behandeln.
 
Die Sexualtherapie schließt demzufolge eine begleitende medikamentöse Behandlung nicht aus.
Eine ausschließlich medikamentöse Behandlung der sexuellen Funktionsstörungen birgt die Gefahr, sich auf der Ebene der Symptomunterdrückung zu erschöpfen und damit an den tatsächlichen Bedürfnissen der Betroffenen vorbei zu gehen, insbesondere dann, wenn der mitbetroffene Partner bzw. die mitbetroffene Partnerin nicht in die Behandlung mit einbezogen wird.
 
Die von Loewit & Beier entwickelte und von Ihnen als Syndyastische Sexualtherapie bezeichnete Methode integriert Verhaltenstherapie, Paartherapie und klassische Sexualtherapie (nach Masters & Johnson) miteinander. Sie ist geeignet für die Therapie partnerschaftlicher und sexueller Beziehungsstörungen, inklusive sexueller Funktionsstörungen. Im Zentrum der Betrachtung stehen die Erfüllung psycho-sozialer Grundbedürfnisse nach Annahme, Wertschätzung, Geborgenheit und Nähe. Sie dient nicht vorrangig der Wiederherstellung genitaler Reaktionen bzw. sexueller Funktionen. Die Behandlung ermöglicht es den Paaren, sich angst-, leistungsdruck- und erwartungsdruckfrei diese Bedürfnisse durch sexuelle Kommunikation wieder zu erfüllen und damit sexuelle Funktionen wieder zu zulassen.
 
Quellen:
Beier KM, Loewit K: Lust in Beziehung: Einführung in die Syndyastische Sexualtherapie. Springer-Verlag, 1. Auflage, 2004
Beier KM, Bosinski HAG, Loewit K: Sexualmedizin. Urban und Fischer, 2. Auflage, 2005